Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) – auch bekannt unter dem Namen „Schaufensterkrankheit“ – ist die Durchblutung der unteren Extremitäten (Beine) gestört. Die Betroffenen verspüren Schmerzen beim Gehen und bleiben dadurch unfreiwillig stehen – von daher auch der Ausdruck „Schaufensterkrankheit“.
Zu 90 Prozent sind es die Blutgefäße in den Beinen und die blutzuführenden Gefäße des unteren Bauchraumes, die von der Erkrankung betroffen sind. Nur in zehn Prozent der Fälle befällt die periphere arterielle Verschlusskrankheit die Arme.
In Deutschland erkranken 5 bis 10 Prozent der Erwachsenen an peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen. Bei den über 65-Jährigen sind es bereits etwa 20 Prozent der Bevölkerung, die arterielle Gefäßengpässe aufweisen. Die pAVK ist demnach sehr verbreitet. Männer haben insgesamt ein höheres Risiko daran zu erkranken als Frauen.
Hauptursache einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) sind Kalkablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose). Diese verengen die Gefäße, in manchen Fällen verschließen sie diese sogar. Die Folge: Durchblutungsstörungen.
Entsprechend verschlechtert sich die Sauerstoffversorgung der Muskeln in den Beinen. Zu den Risikofaktoren für eine Arteriosklerose und damit auch für eine pAVK zählen vor allem das Rauchen, Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Cholesterin- und Triglyzeride-Werte). Genetische Faktoren spielen als Auslöser eine untergeordnete Rolle.
Periphere arterielle Verschlusskrankheiten (pAVK) werden üblicherweise, je nach Art und Schwere der Symptome, in vier Stadien eingeteilt:
Stadium 3 und 4 wird als kritische Durchblutungsstörung definiert. Lässt sich die Durchblutung in den Stadien 3 und 4 nicht schnell durch entsprechende Maßnahmen verbessern, droht eine Amputation.
Hinzukommt: Betroffene mit pAVK haben in allen Stadien ein deutlich erhöhtes Risiko, an einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Gefäße im Körper verkalkt sind und somit weitere Verengungen (Stenosen) vorliegen, ist deutlich erhöht. Außerdem kann durch die Kalkablagerungen plötzlich ein kompletter, lebensgefährlicher Verschluss der Beinarterien (Atherothrombose) eintreten.
Erste Hinweise auf das Vorliegen einer Durchblutungsstörung ergeben sich im ärztlichen Gespräch durch die geschilderten Beschwerden und die Krankengeschichte des Betroffenen.
Bei Verdacht auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) setzen wir zunächst vorwiegend schmerzfreie Untersuchungsmethoden ein. Dazu zählt unter anderem die körperliche Untersuchung.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung achten wir besonders auf Hautveränderungen und die Temperatur von Unterschenkeln und Füßen. Dazu ertastet der Arzt die Pulse des Betroffenen an verschiedenen Stellen des Körpers.
Mit dem Arm-Bein-Index lässt sich bereits sehr genau erfassen, ob eine pAVK vorliegt. In diesem Falle sind weitere Untersuchungen erforderlich, um das Ausmaß der Erkrankung genau festzustellen. Die arteriellen Gefäße werden nun von außen mithilfe verschiedener Geräte untersucht:
Die Therapie einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) richtet sich in erster Linie nach der Schwere der Durchblutungsstörung. Sie reicht von Medikamenten über die Aufdehnung der verengten Gefäße bis hin zu Operationen.
Rotationsatherektomie eignet sich besonders gut bei Patienten mit ausgeprägten Verkalkungen bzw. Verschlüssen. Somit kann – wenn technisch möglich – auf größeren chirurgischen Eingriff (Bypass Operation) verzichtet werden.
Im Gegensatz zur reinen Ballonaufdehnung, bei der die Verkalkung lediglich zur Seite an die Gefäßwand gedrückt wird, fräst sich das Rotationsatherektomie-System durch die Verkalkung und trägt die Ablagerungen mittels Saugfunktion ab. Mit einem rotierenden Fräskopf an der Katheterspitze bringt das ferngesteuerte System eine Geschwindigkeit von bis zu 73.000 Umdrehungen pro Minute mit und hat zudem ausfahrbare Messer sowie einen Saugport an der Seite. Das verkalkte Material kann dadurch gefräst, pulverisiert und abgesaugt werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann.
Operative Verfahren: Nicht alle Verschlussprozesse des Becken-Bein-Gefäßsystems sind der minimal invasiven Verfahren gut zugänglich. Komplexe Mehretagenverschlüsse und/oder langstreckige Engstellen und insb. der Befall der Leistenarterie erfordern nach wie vor die offen chirurgische Therapie. Verschiedene chirurgische Techniken wie z.B. der Bypass oder die Ausschäl- und Erweiterungsplastik stehen hierfür zur Verfügung.
Welche Behandlung Ihnen am besten hilft, hängt vom Ausmaß der Erkrankung und dem Ort der Gefäßverengung ab. In jedem Fall wird das für Sie personalisierte, geeignete Verfahren im interdisziplinären Kontext festgelegt
Unsere Erfahrung sagt: Nachsorge ist Vorsorge! Wie sich immer wieder zeigt, hängt der langfristige Erfolg einer Behandlung wesentlich davon ab, wie konsequent Sie Ihre individuellen Risikofaktoren einstellen können. Denn: Wie lange Ihre Gefäße offenbleiben, ist hauptsächlich vom Fortschreiten der Arteriosklerose abhängig.
Um eine Arteriosklerose und damit eine periphere arterielle Verschlusskrankheit zu verhindern, kann man selbst einiges tun. Zum Beispiel nicht rauchen, sich fettarm und ausgewogen ernähren und sich täglich bewegen. Außerdem können Sie sich regelmäßig untersuchen und eventuelle Erkrankungen wie Bluthochdruck oder einen erhöhten Cholesterinspiegel ärztlich behandeln lassen. Auf diese Weise schonen Sie Ihre Gefäße und beugen einer pAVK erfolgreich vor.
„Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße“
– diese Erkenntnis des Berliner Arztes und Begründers der modernen Pathologie Rudolf Virchow aus dem 19. Jahrhundert hat auch heute noch Gültigkeit.