Halsschlagader (Karotis)
Karotis ist die Abkürzung für „Arteria carotis“ und ist die medizinische Bezeichnung für die Halsschlagader. Sie verläuft links und rechts im Hals. Ein Ast, die Carotis interna, führt zum Gehirn, ein anderer, die Carotis externa, versorgt das Gesicht mit sauerstoffhaltigem Blut. Beide Halsschlagadern entspringen der Hauptschlagader (Aorta).
Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose)
Bei einer Carotisstenose liegt eine Einengung (Stenose) der inneren, hirnversorgenden Halsschlagader (Arteria carotis interna) vor. Diese erhöht das Risiko für einen Schlaganfall (Apoplex).
Die Carotisstenose tritt meist in der zweiten Lebenshälfte auf. Ab dem 65. Lebensjahr steigt die Häufigkeit von signifikanten Stenosen der inneren Halsschlagader auf sechs bis acht Prozent, ab dem 70. Lebensjahr sogar bis auf 15 Prozent. Entsprechend erhöht sich das Risiko, im Alter einen durch eine Carotisstenose ausgelösten Schlaganfall zu bekommen.
In Deutschland werden jährlich etwa 200.000 Schlaganfall-Patienten behandelt. Etwa 30 Prozent davon erleiden den Schlaganfall aufgrund der Einengung der hirnversorgenden Gefäße.
Die Hauptursache für eine Carotisstenose liegt in der Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Sie führt zu Ablagerungen von Blutfetten, Blutpfropfen (Thromben) und Kalk in den Blutgefäßen, die mit der Zeit die Gefäße verengen. Die Folge: eine verminderte Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns oder das Ablösen von Blutgerinnseln, die – mit dem Blutstrom mitgerissen – nachgeschaltete Hirngefäße verstopfen (Embolie) können.
Tritt eine solche Gefäßverstopfungen ein, kommt es zu einem Schlaganfall, der mit Funktionsausfällen einhergeht wie Lähmungen, Gefühls- oder Sprachstörungen. Zu den Faktoren, die eine Carotisstenose begünstigen, zählen eine genetische Veranlagung, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie) und Rauchen.
Die Symptome einer Carotisstenose sind stets ernst zu nehmen, da sie Anzeichen einer zeitweiligen Durchblutungsstörung des Gehirns darstellen und Vorboten eines Schlaganfalls sein können.
Erste Anzeichen sind Sehstörungen auf einem Auge mit plötzlicher, vorübergehender Blindheit (Amaurosis fugax), halbseitige Gesichts- und Armlähmungen oder Lähmung des Gesichts und Armes, Schwäche in der Hand oder Gefühlsstörungen in Gesicht und Hand sowie Sprachstörungen.
Suchen Sie bei solchen Anzeichen bitte umgehend einen Arzt auf. Auch wenn die meisten Menschen bei einer Carotisstenose keine Symptome bemerken oder diese nur kurz andauern, können die Folgen dieser schleichenden Erkrankung lebensbedrohlich sein. Denn je länger eine Carotisstenose unentdeckt und damit unbehandelt bleibt, desto höher ist das Schlaganfallrisiko.
Beim Auftreten der ersten Symptome ist eine notfallmäßige Vorstellung in der Stroke-Unit (Schlaganfallstation) des Klinikums notwendig, wo neben vielen anderen potentiellen Ursachen auch die Halsschlagader als Schlaganfallursache untersucht wird. Zur genauen Abklärung werden bildgebende Verfahren herangezogen, mit denen sich u.a. eine Carotisstenose sicher diagnostizieren lässt.
Duplexsonographie
Die Carotisstenose lässt sich leicht mit einer hochauflösenden Ultraschallsonde feststellen. Auf diese Weise gewinnen wir völlig schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung einen exakten Eindruck von den Arterien und des durchfließenden Blutes und können so den Grad der Verengung beurteilen.
Computertomographie (CT) / Magnetresonanztomographie (MRT)
Alternativ zur Ultraschalluntersuchung kann in Grenzfällen bei reduzierter Beurteilbarkeit durch den Ultraschall auch eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) veranlasst werden.
Für die Behandlung einer Carotisstenose gibt es operative, Stent-gestützte und medikamentöse Verfahren. Bei einer hochgradigen Carotisstenose ist jedoch das operative Entfernen des Kalkes in der Halsschlagader (Karotisendarterektomie) nach wie vor die sicherste Therapiemöglichkeit, die zugleich einen komplikationsarmen Eingriff darstellt.
Karotisendarterektomie
Bei der Operation legen die erfahrenen Spezialisten die Schlagader am Hals über einen kleinen Schnitt frei und schälen den Kalk heraus. Danach vernähen sie die Halsschlagader so, dass das Blut wieder ungehindert fließen kann.
Eine solche Operation befürworten wir in der Regel erst ab einem Verengungsgrad der Halsschlagader von mindestens 70 Prozent (asymptomatische Carotisstenose). Patienten, die bereits einen Schlaganfall (symptomatische Carotisstenose) hatten, operieren wir aufgrund des erhöhten Risikos bereits bei kleineren Verengungsgraden.
Stent-Implantation
In speziellen Einzelfällen behandeln wir die Carotisstenose durch eine Aufdehnung der Schlagader mit einem intravaskulären Stent. Dieses feine Gittergerüst wird in die Arterie mithilfe eines Katheters eingeführt und vorsichtig aufgedehnt. So lässt sich das Gefäß wieder öffnen und die Durchblutung wiederherstellen.
Medikamente
Unterstützend sollten Patienten mit Ablagerungen und Verengungen der Gefäße eine bestmögliche medikamentöse Therapie erhalten. Diese besteht aus blutverdünnenden Medikamenten wie Aspirin, Bluttfett-senkenden Medikamenten und Medikamenten, die den Blutdruck regulieren.
Je nach OP-Verfahren bleiben unsere Patienten zwischen zwei und fünf Tagen in der Klinik. Eine Operation ist immer nur ein Baustein in der Therapie. Um dauerhaft der Verengung der Halsschlagader vorzubeugen, sind ständige Kontrollen der individuellen Risikofaktoren unerlässlich. Ganz wesentlich ist zudem die langfristige medikamentöse Behandlung der Begleiterkrankungen etwa mit Acetylsalicylsäure (ASS) oder Statin, einem Cholesterinsenker sowie eine strikte Einstellung des Blutdrucks.
Die Wundheilung beträgt bei einer Karotisendarterektomie drei bis fünf Tage und nach einer Stentimplantation zwei bis drei Tage. Danach entlassen wir Sie in die ambulante Weiterbetreuung durch niedergelassene Kollegen.
Sechs Wochen nach der Entlassung bitten wir Sie, sich zu einer duplexsonographischen Verlaufskontrolle in unserer Sprechstunde vorzustellen. Die anschließend folgenden jährlichen Kontrollen können Sie durch Ihren Hausarzt oder einen Facharzt durchführen lassen.