Unter einer Dissektion versteht man ein Aufreißen der Arterienwand zwischen der inneren und der mittleren Wandschicht.Am häufigsten betroffen ist die Brust-Aorta im Bereich des absteigenden Anteils.
Die Dissektion der Brustschlagader hat eine Inzidenz von 3,3 pro 100.000 Einwohner, Männer sind 4-5-mal häufiger von dieser Erkrankung betroffen. Das mittlere Alter, in dem die Erkrankung auftritt, ist 66 Jahre. Es können aber auch schon deutlich jüngere Menschen von dieser Erkrankung betroffen sein. Die akute Aortendissektion ist das bedrohlichste Krankheitsbild der Hauptschlagader.
Hauptfaktor für die Entstehung ist eine Veränderung der mittleren Gefäßwandschichten aufgrund eines bestehenden Bluthochdruckes. Es kommt zu einem spontanen Einreissen der inneren Wandschicht mit Einblutung in die Zwischenschichten der Schlagader, es entsteht neben dem bestehenden wahren Kanal ein falscher Kanal in der Gefäßwand. Hierdurch kann es zum sofortigen Platzen der Gefäßwand oder aber zur Verlegung von wichtigen Seitenästen der Schlagader mit Durchblutungsstörung der davon abhängigen Körperteile oder zu einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder einer Lähmung kommen. Es kann auch eine Blutung der kleinen, die Gefäßwand selbst versorgenden Gefäßchen oder ein in die Wand vordringendes Ulcus (Geschwür) für die Entstehung verantwortlich sein.
Sehr selten können chronische Immunerkrankungen, erbliche Erkrankungen des Bindegewebes wie z.B. das Marfan-Syndrom oder Kathetereingriffe zu dieser Erkrankung führen. Im Laufe der Erkrankung kommt es meistens zu einer langsamen oder schnellen Zunahme des Durchmessers der Hauptschlagader, da die Wandintegrität gestört ist und die Elastizität vermindert. Dies wird als Expansion des Durchmessers bezeichnet und kommt einer aneurysmatischen (krankhaften) Aufweitung gleich. Ab einem gewissen Duschmesser bedroht diese Expansion den Betroffenen durch die Gefahr des Platzens der Hauptschlagader.
Es ist wichtig, den Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen und bei bestehendem Bluthochdruck, diesen von Ihrem behandelnden Arzt gut einstellen zu lassen.
Hauptsymptom ist ein meist im Brustkorb entstehender, reissender, stärkster Schmerz, der sich in die Schulterregion oder aber in den Rücken oder Bauchraum verlagern kann.
Die Symptome können ähnlich derer eines Herzinfarktes sein. Es kann zu ggf. nur kurzzeitigen Schlaganfallsymptomen, Arm-/oder Beinschmerzen oder zu Lähmungserscheinungen kommen. Ein Kreislaufschock kann mit der Erkrankung einhergehen. Häufig ist zu dem Entstehungszeitpunkt der Blutdruck zu hoch (hypertensive Entgleisung).
Da die Dissektion eine akut eintretende Erkrankung ist, kann neben der Einstellung der Risikofaktoren, insbesondere des Bluthochdruckes, keine weitere Vorsorgemaßnahme getroffen werden.
Bei Verdacht auf stattgehabte Dissektion ist eine sofortige Diagnostik mittels Computertomografie der gesamten Hauptschlagader notwendig. Gleichzeitig muss eine Pulsstatusbestimmung der Arm-/und Beinarterien und die neurologische Statusbestimmung erfolgen. Eine EKG sollte frühestmöglich durchgeführt werden, es werden auch spezielle Blutwerte zur Bestimmung von wichtigen Enzymen abgenommen. Der betroffene Patient wird sofort einer intensivmedizinischen Überwachung unterzogen, bis sich der Verdacht bestätigt oder aber ausgeschlossen ist. Da das Akutereignis auch zu einem Riss der gesamten Gefäßwand mit Blutung oder aber zu einer Verlegung von wichtigen Schlagadern im Körper führen kann, ist ein zügiges Erkennen und Handeln erforderlich.
Betrifft die Dissektion den Hauptschlagaderabschnitt, der sich direkt an das Herz anschliesst, so wird eine primäre Versorgung durch eine Herzchirurgische Abteilung erfolgen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Herzchirurgischen Zentren in der Umgebung ist hier äußerst wichtig und ist in unserem Hause durch die eingespielten Abläufe im Schockraum und durch Aktufallbesprechungen gewährleistet.
Betrifft die Dissektion die Hauptschlagader im absteigenden Abschnitt nach den Abgängen der Hals-/und Armgefäße, so wird der Patient durch die Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie betreut.
Wichtigstes Ziel ist die Stabilisierung des Patienten und die Sicherstellung der Versorgung aller wichtigen Organe und der Extremitäten mit sauerstoffreichem Blut.
Sollte dies vorliegen, so muss für die ersten 14 Tage nach Erkrankungseintritt eine intensivmedizinische, anästhesiologische und gefäßchirurgische Betreuung mit konsequenter Blutdruckeinstellung und regelmäßigen Kontrollen der Hauptschlagader mittels Computertomografie erfolgen. Bleibt die Erkrankung stabil, so sind in der Folge unter ambulanten Bedingungen regelmäßige Kontrolluntersuchungen in unserer Sprechstunde notwendig.
Die Therapiemöglichkeiten umfassen die Verfahren der minimal-invasiven (endovaskulären), offenen und Hybrid-Eingriffe und sind auf die Wiederherstellung der Durchblutung aller wichtigen Abschnitte sowie auf das Verhindern des Platzens der Schlagader abgestimmt.
Ob, wann und in welchem Umfang im Verlauf der Erkrankung eine Therapie notwendig ist, wird nach individuellen Gesichtspunkten mittels Fallbesprechung in den interdisziplinären Kolloquien festgelegt. Eine Heilung einer Dissektion im Sinne eines Rückführens der Wand in den gesunden Normalzustand ist nicht möglich. Eine stabile Situation über Jahre hinweg kann jedoch in vielen Fällen erreicht werden.
Nach Akutbehandlung im Krankenhaus sind in der Folge unter ambulanten Bedingungen regelmäßige Kontrolluntersuchungen in unserer Sprechstunde mit Durchführung von Kontroll-Ultraschalluntersuchungen und Computertomografien notwendig. Hierfür wird dem Betroffenen ein Termin zur Wiedervorstellung nach festgelegtem Regime vergeben. Die Kontrolle mittels Computertomografie ist zusätzlich zur Sonografie zur Beurteilung der Brustkorb-Abschnitte der Hauptschlagader und der Situation der Organ-versorgenden Schlagadern notwendig.
Die konsequente Blutdruckeinstellung sowie die Optimierung der Risikofaktoren wie z.B. das Einstellen des Nikotinkonsums und die Verbesserung des Blutzucker- und Fettstoffwechsels sind dringend geraten.