Klinik für
Gefäß- und Endovaskularchirurgie

Darmdurchblutungsstörungen
Chronische Mesenterialischämie

Chronische Durchblutungsstörungen des Darms führen erst ab einem kritischen Stadium zu Beschwerden, weil der Darm nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird.

Meistens verhindern Ablagerungen in einer oder mehreren darmversorgenden Blutgefäße die normale Darmfunktion. Solange aber sogenannte Umgehungskreisläufe (Kollateralkreisläufe) die Durchblutung aufrechterhalten, passiert wenig. Daher verursacht die oftmals schleichend fortschreitende chronische Gefäßerkrankung anfänglich kaum Symptome und bleibt zunächst unentdeckt.

  • Stadium 1:
    Im Anfangsstadium spüren Betroffene noch keine gefäßbedingten Beschwerden, obwohl bei ihnen schon Engstellen in den Darmarterien bestehen.
  • Stadium 2:
    Im zweiten Stadium verspüren die Betroffenen 15-30 Minuten nach einer Mahlzeit krampfartige Bauchschmerzen. Die Schmerzen sind umso intensiver je mehr die Betroffenen zu sich nehmen. Deshalb werden größere Mengen vermieden, die Kostaufnahme wird reduziert und es entwickelt sich allmählich eine beträchtliche Gewichtsabnahme.
  • Stadium 3:
    Betroffene spüren in diesem Stadium bereits ohne eine Nahrungsaufnahme Bauchschmerzen als Zeichen für eine kritische Durchblutungsstörung des Darms. Es besteht ein dringlicher Handlungsbedarf.
  • Stadium 4:
    Das vierte Stadium ist zusätzlich durch das Zustandekommen eines Darmwandinfarkts, also eines Gewebsuntergangs durch Sauerstoffmangel gekennzeichnet. Dieses Stadium trifft ein sobald die Darmarterie im Bereich der Engstelle durch Gerinnselbildung (Atherothrombose) komplett verschlossen ist oder wenn die bis zum Stadium 3 sich entwickelnden Umgehungskreisläufe (Kollateralkreislauf) zusätzlich beeinträchtigt sind, so dass das letzte Tropfen Blut den Darm nicht mehr erreicht. Es besteht ein notfallmäßiger Handlungsbedarf.

Neben einer körperlichen Untersuchung der Bauchorgane sind bei vermuteten chronischen Durchblutungsstörungen des Darms ein Gefäßultraschall (Duplexsonografie) oder eine computertomografische Darstellung der Gefäße (CT-Angiographie) zielführend.

Unter bestimmten Umständen kann auch eine invasive Untersuchung mittels herkömmlicher Angiographie zu einer sicheren Diagnose führen.

Die Therapie richtet sich nach Ursache, Lage und Schweregrad der Durchblutungsstörung. Ein invasiver Eingriff wird nur bei Patienten mit ausgeprägten Symptomen in Betracht gezogen.

Ziel des Eingriffs ist die ausreichende Versorgung des Darms mit sauerstoffreichem Blut. Je nach zugrundeliegender Erkrankung, Alter und Gesundheitszustand des Betroffenen wird abgewogen, ob die Durchblutungsstörung offen operativ oder endovaskulär (minimalinvasiv) behandelt wird. Offen operativ wäre etwa die Entfernung eines Blutgerinnsels oder einer Gefäßablagerung zusammen mit einem Teil der inneren Gefäßwand (Thrombendarteriektomie) oder das Anlegen einer Gefäßumgehung (Bypassverfahren).

Mithilfe von endovaskulären (minimalinvasiven) Verfahren können zudem Engstellen über einen Katheter aufgedehnt und somit für den Blutdurchfluss wieder durchgängig gemacht werden (interventionell stentgestützte Dilatation).

Die Nachsorge besteht aus Ultraschallkontrolle (Duplexsonographie) der Darmarterien und Behandlung der Risikofaktoren. Dabei wird die Gefäßrekonstruktion auf Offenheit überprüft. Speziell bei stentgestützten Behandlungen sind derartige Untersuchungen unerlässlich.

Über die bildgebende Kontrolle können erneute Gefäßverengungen oder -verschlüsse frühzeitig erkannt werden.