Das Aneurysma der Bauchschlagader macht ca. 90% aller Aneurysmen der gesamten Aorta aus.
Je nach Ursache, Größe und Wachstumsrate Ihres Aneurysmas kann die Behandlung von abwartender Beobachtung bis hin zur Notoperation reichen.
Zu den bekannten Ursachen und Begleiterkrankungen gehören:
In der Regel bleibt ein Aneurysma symptomlos, es sei denn, es reißt. In Fällen mit Symptomen sind Bauch- und Rückenschmerzen im Vordergrund stehend. Diese sind als eine Vorbote für eine Ruptur (Riss) des Aneurysmas zu interpretieren.
Die Prävalenz des Bauchaortenaneurysmas liegt Berichten zufolge zwischen 2 und 12 % und wird bei etwa 8 % der Männer über 65 Jahren festgestellt, insb. wenn eine Raucheranamnese besteht. Frauen haben im Vergleich zu Männern eine signifikant höhere Gefahr der Ruptur (Riss). Bei einer Ruptur kommt es zu massiven inneren Blutungen, die, wenn sie nicht sofort behandelt werden, zu Schock und Tod führen können.
Bei Personen mit hohem Risiko (rauchende Männer älter als 65 Jahre) ist eine Ultraschalluntersuchung angezeigt. Die Kosten für dieses Screeningverfahren werden seit einigen Jahren vom deutschen Gesundheitssystem getragen.
Stellt sich im Ultraschall ein Aneurysma der Bauchschlagader mit einem Querdurchmesser von 5 cm und größer dar, ist im nächsten Schritt eine Schnittbildgebung mittels Computertomographie mit Kontrastmittel durchzuführen. Hiernach können Sie durch eine genauere, alle anatomischen Einzelheiten Ihrer Aorta abbildende Diagnostik eine für Sie personalisierte Beratung des weiteren Vorgehens durch uns erhalten.
Offene Aortenchirurgie
Die offene Operation beginnt mit der Freilegung des erweiterten Teils der Aorta über einen Schnitt im Bauch oder im Bauch- und Brustraum, gefolgt vom Einsetzen eines synthetischen Transplantats (Schlauch) (Dacron), um die erkrankte Aorta zu ersetzen.
Das Transplantat wird von Hand an den nicht erkrankten Teil der Aorta angenäht, und der Aneurysmasack wird um das Transplantat herum verschlossen.
Minimalinvasive (endovaskuläre) Therapie
Endovaskuläre Aneurysmareparatur (EVAR)
Die endovaskuläre Behandlung von Aortenaneurysmen ist eine minimalinvasive Alternative zur offenen chirurgischen Reparatur. Dabei wird eine endovaskuläre Stentprothese als eine Art „innere Schienung“ in die Aorta eingesetzt, so dass der Aneurysmasack keinem arteriellen Pulsationsdruck mehr ausgesetzt ist. Als Zugangsgefäße dienen die Leistenarterien. Diese werden durch die Haut punktiert, worüber dann Drähte und Einführschleusen das Implantieren von Aortenprothesen ermöglichen.
In unserer Klinik erfolgt dieser minimalinvasive Eingriff in ca. 80% der Fälle durch den Einsatz einer perkutanen (durch die Haut) Zugangstechnologie. D.h. dass das Zugangsgefäß nicht chirurgisch freigelegt werden muss. In Fällen mit stark verkalkten Zugangsgefäßen werden diese durch einen kleinen Hautschnitt im Bereich der Leiste chirurgisch freigelegt, um so Komplikationen der reinen Punktionszugangs zu vermeiden.
Abwägung der Vor- und Nachteile der beiden Behandlungsmethoden
Im Vergleich zur offenen Operation hat EVAR ein geringeres kurzfristiges Sterberisiko und einen kürzeren Krankenhausaufenthalt. Bei den Langzeitergebnissen scheint es jedoch keinen Unterschied zwischen den beiden Verfahren zu geben.
Beide Verfahren haben somit ihre Vor- und Nachteile. Nach der EVAR-Prozedur sind signifikant mehr miminalinvasive Wiederholungseingriffe erforderlich. Die Gründe hierfür liegen darin, dass insbesondere über kleinere Lendenarterien, die aus der Aorta abgehen, durch eine Blutflussumkehr der Aneurysmasack weiter durchblutet wird. Zwar ist diese Rückblutung in den Aneurysmasack nicht vergleichbar mit einer aktiven physiologischen pulsatilen Durchblutung, aber dennoch kann es hierdurch in seltenen Fällen zu sogenannten sekundären (zweizeitigen) Rupturen (Rissen) des Aneurysmasacks kommen. Die meisten dieser Rückblutungen aus den Lendenarterien sind im Laufe der Zeit (in den ersten 12 Monaten nach der Prozedur) selbstlimitierend, d.h. es kommt zu einer spontanen Gerinnung. In etwa 20% der Fälle ist jedoch nach einer Nachbeobachtungsdauer von 6-12 Monaten ein miminalinvasiver Wiederholungseingriff erforderlich. Dieser besteht entweder aus einer katheterbasierten Verklebung des Aneurysmasacks oder aus einer Verstopfung der Lendenarterien mit Metallspiralen (Coils). In seltenen Fällen muss sogar eine offen chirurgische Korrektur durch Eröffnung des Bauchraumes vorgenommen werden.
Aus den oben genannten Gründen kann eine pauschale Antwort auf die Frage, welche Therapiemethode die effektivere ist, nicht gegeben werden. Es bleibt immer eine individuelle, an das Gesamtbild ihres allgemeinen Gesundheitszustands sowie an die anatomischen Gegebenheiten Ihres Aneurysmas abgestimmte Entscheidung.
Nach einer EVAR-Prozedur erfolgt noch während des stationären Aufenthalts eine CT-Untersuchung Ihrer Aorta mit Kontrastmittel. Bei unauffälligem Befund ohne eine korrekturwürdige Undichtigkeit im Bereich der Hauptverankerungszonen der Stentprothese werden Sie in Ihr häusliches Umfeld entlassen.
In der darauffolgenden Zeit empfehlen wir nach 1 Jahr eine nochmalige CT-Untersuchung mit Kontrastmittel sowie eine Wiedervorstellung in unserer Sprechstunde zur Beurteilung. Bei weiterhin unauffälligem Befund und einer Reduktion des Aneurysmasackdurchmessers reichen jährliche Ultraschallkontrollen durch Ihren Hausarzt/Internisten/Angiologen.