Grundsätzlich stehen uns die Operation, die Chemotherapie, die Strahlentherapie sowie die zielgerichtete Immuntherapie zur Verfügung. Das jeweilige Therapieverfahren hängt sowohl vom histologischen Tumortyp (feingewebliche Untersuchung) wie auch vom Tumorstadium ab. Kleinzellige Lungenkarzinome werden von nicht kleinzelligen unterschieden. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom steht die Chemotherapie, eventuell auch die Strahlentherapie im Vordergrund. Eine Operation zeigt nur im Frühstadium I und II eine sinnvolle Ergänzung. Eine Operation wird bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom im Stadium I, II und III durchgeführt. Zur Linderung von Beschwerden kann in Ausnahmefällen auch im Stadium IV eine Operation hilfreich sein.
Die verschiedenen Therapiekonzepte mit Durchführung einer präoperativen (vor der Operation) oder postoperativen (nach der Operation) Chemotherapie sowie die Durchführung einer zielgerichteten Immuntherapie oder Strahlentherapie werden in der wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz im Rahmen des Thoraxzentrums Esslingen Stuttgart besprochen und festgelegt.
Als Standardoperationen dienen die Entfernung eines Lungenlappens (Lobektomie), zweier Lungenlappen (Bilobektomie) oder einer einseitigen Lungenhälfte (Pneumonektomie). Segmentresektionen oder Teilresektionen (atypische Resektionen) werden nur bei Hochrisikopatienten unter bestimmten Voraussetzungen vorgenommen. Bei fortgeschrittenem Tumorleiden werden auch sogenannte erweiterte Resektionen vorgenommen, bei denen auch Gefäßanteile, Rippen, Zwerchfell etc. mit entfernt werden müssen, um den Tumor radikal zu entfernen und die Resektionslinien im Gesunden enden zu lassen.Um möglichst viel gesundes Lungengewebe erhalten zu können, werden sogenannte lungenparenchymsparende Manschettenresektionen durchgeführt, bei denen sowohl Bronchusanteile wie auch Gefäßanteile wieder aneinander genäht werden (Manschettenanastomose). Dadurch kann in einigen Fällen die Entfernung einer gesamten Lungenhälfte vermieden werden.
Zusätzlich bieten wir für Patienten, die an einem frühen Lungentumorstadium leiden, die videoassistierte thorakoskopische (VATS) Lobektomie an. Damit kann der tumortragende Lungenlappen anatomisch, minimal-invasiv entfernt werden. Die Operation findet dann nicht am eröffneten, sondern am geschlossenen Brustraum statt, wobei keine Rippen durchtrennt oder gespreizt werden.
Über eine 5cm große Hilfsinzision sowie zwei kleine Trokarinzisionen (1-2cm) werden die Videokamera und die langen thorakoskopischen Instrumente eingeführt. An einem Monitor beobachten alle an der Operation Beteiligten, den Verlauf der Operation. Die Gefäße, das Parenchym und der Bronchus werden mit Klammergeräten durchtrennt.
Bei dieser minimal-invasiven Operationsmethode werden die gleichen onkologischen Standards einer offenen Operation, wie die komplette Entfernung des Tumors kombiniert mit einer radikalen Lymphadenektomie, mit dem Ziel eine R0-Resektion zu erlangen, beachtet. Darauf legen wir Wert.
Kann die operative Radikalität nicht minimal-invasiv gewährleistet werden, dann leiten wir eine Konversion ein, eröffnen den Brustraum, und führen den Eingriff wie bei der regulären offenen Operation fort.
Der Vorteil dieser minimal-invasiven Methode liegt in der deutlich geringeren Schmerzempfindung nach der Operation, weil keine Rippen gespreizt oder durchtrennt werden. Die Patienten können deshalb wesentlich früher mobilisiert werden, wodurch sich die Lungen- und Atemfunktion schneller erholen. Patienten können deutlich früher entlassen und ggf. auch zügiger einer Chemotherapie zugeführt werden, sofern diese indiziert ist.
Die VATS-Lobektomie ist ein modernes und technisch sehr anspruchsvolles Verfahren zur operativen Therapie des frühen Bronchialkarzinoms. Eine langjährige Erfahrung im Bereich der offenen Thoraxchirurgie auf Seiten des Chirurgen, Anästhesisten, Assistenten und der Op-Pflege sind wichtige Voraussetzungen, um diese neue Technologie erfolgreich anwenden und den Patienten anbieten zu können.
In der thoraxchirurgischen Klinik des Klinikums Esslingen werden jährlich zwischen 200 und 300 lungenresezierende Eingriffe durchgeführt. Die Klinik ist in die Qualitätssicherung der Bundesärztekammer Baden-Württemberg mit eingebunden und kann Ergebnisse mit einer sehr niedrigen Komplikationsrate aufweisen.
Bei der Behandlung bösartiger Lungenerkrankungen gehört unsere Klinik inzwischen zu den fünf größten in Baden-Württemberg. Dabei werden überdurchschnittlich gute Ergebnisse bei der 30-Tage-Letalität erreicht (2014: unsere Klinik: 1,1 Prozent, Durchschnitt aller Kliniken: 1,8 Prozent), sowie beim Langzeitüberleben (siehe Schaubild).
Die Überlebenskurven zeigen, dass die Langzeitergebnisse in den einzelnen Stadien der Erkrankung sehr gut sind und den Ergebnissen der international führenden Lungenkrebszentren entsprechen. Dass sich zudem die Kurven der verschiedenen Stadien nicht überschneiden bedeutet, dass eine adäquate Lymphknotendissektion durchgeführt wird und ein exaktes Staging erfolgt.