Das Mediastinum (Mittelfell) ist ein eng begrenzter Raum, welcher von der Halsregion bis zum Zwerchfell und vom Brustbein bis zur Wirbelsäule verläuft. Seitlich wird das Mediastinum von der Pleura (Brustfell) der Lunge umgeben. In diesem kleinen Raum können sich aufgrund der Entwicklungsgeschichte des Menschen bis zu 100 verschiedene Tumoren aus den verschiedenen Geweben und Organstrukturen entwickeln.
Insgesamt sind Neubildungen (Tumoren) des Mittelfells eher selten. Wie bei allen Tumoren werden gutartige Tumore von bösartigen unterschieden. Eine histologische (feingewebliche) Abklärung ist daher von essentieller Bedeutung, um die weitere Therapie zu planen. Während die meisten Mediastinaltumoren operativ entfernt werden müssen, gibt es auch Tumorentitäten, wie z.B. das Lymphom, die nur von einer Chemotherapie, evtl. in Kombination mit einer Strahlentherapie, profitieren.
Warnsymptome können unspezifischer Natur sein in Form von Druckgefühl hinter dem Brustbein, Schmerzen im Brustbereich oder Rücken, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust. Je nach Lokalisation kann der Tumor auch Strukturen komprimieren, was dann zu entsprechenden Beschwerdebildern führen kann wie Schluckstörungen (Speiseröhre), Atemnot (Luftröhre), Schluckauf (Zwerchfell und Zwerchfellnerv), Heiserkeit (Nervus recurrens), Schmerzen und Ausfallerscheinungen der Halsmuskulatur und der Arme (Nervenplexus), Herzrhythmusstörungen oder oberer Einflussstau (Vena cava superior).
In seltenen Fällen können diese Tumoren auch Substanzen und Hormone freisetzen, die zu einer allgemeinen Herz-, Kreislaufreaktion führen können (Beeinflussung des Blutdrucks, Hautrötung, Beschwerden des Magen-Darmtraktes (gastrointestinale Symptome)).
Nicht selten werden die Tumoren jedoch auch bei einer Röntgenuntersuchung der Lunge und der Brustorgane primär entdeckt und verlaufen völlig ohne Symptome.
Absolut notwendig ist bei den oben genannten Symptomen eine weitere Abklärung durch Röntgenbild der Brustorgane (Thorax), Computertomographie des Thorax und des Bauchraumes sowie einer serologischen Blutbestimmung auf Hormone (Alpha-Fetoproteine und Beta-HCG, LDH) zum Ausschluss von Keimzelltumoren. Bei der klinischen Verdachtsdiagnose auf Lymphome (Tumore aus Lymphknoten) oder Keimzelltumoren (Gewebe aus Keimzellorganen wie Eierstock und Hoden) oder bei Tumoren, die die Organgrenzen weit überschreiten und eine heilende (kurative) Operation nicht möglich erscheint, muss eine Gewebsentnahme erfolgen, um eventuell eine Chemotherapie bzw. Strahlentherapie einzuleiten.Lymphome werden ausschließlich chemo-/strahlentherapiert. Keimzelltumoren werden zunächst chemotherapiert und eventuell anschließend operiert. Tumoren im fortgeschrittenen Tumorstadium mit Organüberschreitung (z.B. Thymom im Stadium III) werden zunächst strahlen-/chemotherapiert und anschließend operiert. Bei allen anderen Tumoren sollte der Versuch unternommen werden, sie operativ im Gesunden zu entfernen.
Zur Entnahme von Gewebe zur weiteren feingeweblichen Begutachtung steht uns die Mediastinoskopie, die Mediastinotomie oder die Thorakoskopie zur Verfügung. Bei der Mediastinoskopie wird über einen kleinen Hautschnitt im Bereich der Halsregion ein entsprechendes Metallrohr (Mediastinoskop) in die Region oberhalb der Luftröhre platziert, von wo aus dann mit kleinen Zangen Gewebematerial gewonnen werden kann. Bei der Mediastinotomie wird ein Hautschnitt seitlich des Brustbeins gesetzt, um bei Tumoren des vorderen Mittelfelles eine Gewebeentnahme erzielen zu können. Bei anderen Tumorlokalisationen kann über eine Schlüssellochtechnik (Thorakoskopie) Gewebe gewonnen werden.
Tumoren, die operativ entfernt werden müssen, werden entweder über einen Schnitt im Bereich des Brustbeines (Sternotomie) oder über eine seitliche Eröffnung des Brustraumes (Thorakotomie) operativ angegangen. Inzwischen ist in ausgewählten Fällen auch die Operation in Schlüssellochtechnik (thorakospisch) möglich.
Wichtig ist die vollständige Entfernung des Tumors im Gesunden.
Je nach feingeweblicher Untersuchung des Tumors erfolgt die weitere Nachbehandlung nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie und Onkologie. Therapiefreie Nachsorge, adjuvante Chemotherapie oder Strahlentherapie stehen zur Verfügung. Das weitere Therapiekonzept wird unter den Spezialisten des Thoraxzentrums Esslingen Stuttgart (TESS) wöchentlich besprochen.
Bei komplikationslosem Verlauf können die Patienten nach Operationen dieser Art zwischen dem zehnten und 14. Tag das Krankenhaus wieder verlassen. Besonders nach einer Sternotomie (chirurgische Durchtrennung des Brustbeins) sollte jedoch das Tragen von schweren Gegenständen bzw. bestimmte Bewegungen für die nächsten sechs bis acht Wochen vermieden werden. Ein Team aus speziell ausgebildeten Physiotherapeuten informiert die Patienten und schult mit ihnen entsprechende krankengymnastische Übungen. Die weitere Nachsorge erfolgt in Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt bzw. dem kooperierenden Internisten/Pneumologen.