Ein Schlaganfall kann Folge einer Einblutung (Häufigkeit ca. 20 Prozent) sowie einer Minderdurchblutung des Gehirns (ca. 80 Prozent) sein. Dieser kann sich klinisch in verschiedenen Formen äußern: Frühwarnzeichen sind Sehstörungen, Sprachstörungen, vorübergehende oder länger anhaltende Lähmungen der Arme und der Beine sowie sensible Missempfindungen im Hand-, Arm-, Bein- und Gesichtsbereich. Auch Schwindelanfälle können unspezifische Frühwarnzeichen darstellen.
Bei diesen klinischen Krankheitsbildern sollten Sie zunächst Ihren Hausarzt aufsuchen. Als weiterführende Diagnostik stehen uns die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern, eine Kernspintomographie der Halsgefäße bzw. des Gehirns sowie eine genaue kardiologische Abklärung mit Hilfe von Herz-Echo, Langzeit-EKG etc. zur Verfügung.Bei Vorliegen von höhergradigen Einengungen im Bereich der Halsschlagader sollte eine Vorstellung in der gefäßchirurgischen Ambulanz erfolgen, um das weitere therapeutische Verfahren festzulegen. Um bislang unentdeckt gebliebene Einengungen der Halsschlagadern frühzeitig zu erkennen und somit eventuelle Schlaganfälle zu vermeiden, ist ein Screening mittels Ultraschall aller Gefäßpatienten sehr wichtig. Diese Untersuchung kann möglicherweise auch durch den Hausarzt/niedergelassenen Facharzt durchgeführt werden und gehört bei uns regelhaft zur Aufnahmeuntersuchung dazu
Grundsätzlich gibt es in der Behandlung einer Einengung der Halsschlagader (Carotisstenose) sowohl das operative Verfahren wie auch das Verfahren, über eine Punktion im Bereich der Leiste ein Drahtgeflecht (Stent) in der Halsschlagader zu platzieren, um die Verengung aufzudehnen.
Die Indikation für eine Operation wie auch für einen Stent wird bei Patienten mit entsprechenden Frühwarnzeichen (symptomatische Carotisstenose), aber auch bei Patienten mit hochgradigen Carotisstenosen ohne Symptome gestellt. Auch ältere Patienten (über 80 Jahre) profitieren von der Rekonstruktion, da sonst ein Schlaganfall droht.
Zahlreiche Gründe sprechen für das offene operative Verfahren, das in unserer Klinik immer noch als Goldstandard gilt. Vorteile für das offene operative Verfahren sind die sehr geringe Rate an Komplikationen (Schlaganfall, Tod), die als Folge der Operationen auftreten können, gute und gesicherte Langzeit- und Kurzzeitergebnisse, die geringere Rate an Blutgerinnseln, die in das Gehirn abgeschwemmt werden können (Mikroembolien), die geringe Rate an Restenosen (wiederauftretende Gefäßeinengung sowie die langjährige, große Erfahrung unserer Operateure.
Die Klinik für Gefäßchirurgie beteiligt sich an der bundesweiten Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie. Zahlreiche Studien wurden durchgeführt, um einen Vergleich zwischen offenem operativen Verfahren und interventionellem Stentverfahren herbeizuführen. Hierbei konnte gezeigt werden, dass die Komplikationsraten beim offenen operativen Verfahren sowohl in randomisierten Studien (Wallstent 2001, Sapphire 2005, Space 2006, Eva 3S 2006) wie auch in den bundesweiten Ergebnissen der Qualitätssicherung günstiger für das operative Verfahren waren (Apoplex und Todesrate Stent 6 bis 12 Prozent, Offenes OP Verfahren 4 bis 6 Prozent).
Für das Bundesland Baden-Württemberg wurde in den letzten 14 Jahren eine durchschnittliche Komplikationsrate als Landesmittelwert von ca. 3 Prozent angegeben (kritische Anmerkung: keine randomisierten Studienbedingungen). Dieser Wert wird in der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie des Klinikums Esslingen mit einer gemeinsamen Apoplex- und Todesrate von durchschnittlich 2,1 Prozent (letzte 14 Jahre) deutlich unterboten. Diese Ergebnisse favorisieren beim symptomatischen und asymptomatischen Patienten, selbst bei Patienten im höheren Lebensalter, die Operation der Carotisstenose als Goldstandard. Zudem zeigen diese Ergebnisse auch, dass in unserer Klinik durch die herausragende Expertise seit Jahren eine überdurchschnittlich gute Qualität auf dem Gebiet der Halsschlagaderbehandlung erreicht wird.
Auf der anderen Seite gibt es Patienten mit kardialen und pulmonalen Hochrisikofaktoren oder Patienten mit ungünstigen Halsveränderungen (Zustand nach Strahlentherapie, Voroperationen etc.), die mehr von einem interventionellen Stentverfahren profitieren. In einer gemeinsamen gefäßchirurgischen/angiologischen Konferenz werden regelmäßig die Befunde besprochen, so dass für jeden Patienten individuell das geeignete Therapieverfahren festgelegt werden kann.
Die Operation findet überwiegend unter Vollnarkose oder aber auch in regionaler Betäubung statt. Über einen kleinen Hautschnitt im seitlichen Halsbereich wird die Halsschlagader freigelegt und von dem arteriosklerotischen Plaquematerial, welches zur Einengung führte, befreit. Während der Operation wird regelmäßig ein Shuntröhrchen vorübergehend eingelegt, um die Gehirndurchblutung zu gewährleisten. Dieses wird am Ende der Gefäßrekonstruktion wieder entfernt.
Anschließend wird ein Flicken (Patchplastik) in die Halsschlagader eingenäht, um die Gefahr einer Wiedereinengung (Restenose) zu minimieren. Am Ende der Operation wird zur Qualitätssicherung eine Gefäßdarstellung mit Kontrastmittel (Angiographie) durchgeführt. Bei komplikationslosem Verlauf kann der Patient nach wenigen Tagen (durchschnittlich fünf bis sechs Tage) nach Hause entlassen werden.
Die weitere Nachbehandlung erfolgt mit Medikamenten, die die Wirkung der Blutplättchen beeinflussen (Thrombozytenaggregationshemmer). Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sowie die Einstellung der Risikofaktoren erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt.